Roscoff Zwiebel
Zwiebel ist keinesfalls gleich Zwiebel! Wer einmal die l´Oignon rosé aus Roscoff gekostet hat, der will sie immer wieder. Die rosafarbene Edel-Zwiebel hat einen unvergleichlich süßlich-milden Geschmack und wird in reiner Handarbeit geerntet. Eine Hommage an die Rose aus Roscoff von Martin Kössler.
Zwiebel ist keinesfalls gleich Zwiebel! Wer einmal die l´Oignon rosé aus Roscoff gekostet hat, der will sie immer wieder. Die rosafarbene Edel-Zwiebel hat einen unvergleichlich süßlich-milden Geschmack und wird in reiner Handarbeit geerntet.
Sie gehört zur kulinarischen Allgemeinbildung. Derzeit gibt es sie in gut sortierten Bioläden oder bei engagierten Gemüsehändlern zu kaufen, eine der feinsten Zwiebeln, die es gibt: l´Oignon rosé aus der Bretagne. Genauer gesagt aus Roscoff im Finistère im Nordwesten der Bretagne. Dort, wo die Welt offiziell zu Ende ist, baut man sie traditionell an, die rosafarbene Edel-Zwiebel, die ungefähr doppelt soviel kostet, wie eine ordinäre Zwiebel aus heimischer Produktion.
Die Roscoff–Zwiebel ist eine Institution bei kulinarisch gebildeten Franzosen. Sie wird durch eine AOP im Ursprung geschützt. Sie ist eine alte Zwiebelsorte, die schon von außen dezent zartrosa schimmert. Wenn man sie anschneidet, duftet sie regelrecht fein und animierend süß und ihr Fleisch besitzt tatsächlich eine leicht rosa Farbe.
Ihre gute Haltbarkeit und ihr hoher Gehalt an den Vitaminen A, B und C machten sie schon vor Jahrhunderten zum begehrten Lebensmittel bei Seeleuten, die mit ihr auf ihren langen Seereisen dem Skorbut, dem Vitamin C-Mangel, vorzubeugen wussten.
Eine gute Zwiebel erkennt man am festen Druck auf den Trieb. Ist der Trieb oben im Druck weich, wurde sie falsch geerntet und gelagert und man kauft sie besser nicht. Die Zwiebeln aus Roscoff sind fest im Druck und knackig fest im Fleisch. Deshalb besitzen sie optimale natürliche Haltbarkeit. Die kommt aber nicht von ungefähr. Um sie zu gewährleisten, werden die Pflanzen vor der Ernte am Grün bis auf ein Drittel aus dem Boden gezogen und so mindestens acht Tage auf dem Feld vorgetrocknet. Das geht nur von Hand. Danach erfolgt auch die Ernte von Hand, um Verletzungen zu vermeiden. Anschließend werden sie trocken aufbewahrt und bleiben so auf natürliche Weise lange haltbar. Sie sind von September bis April verfügbar.
Wegen dieser Sorgfalt in der Produktion und ob ihrer herausragenden geschmacklichen Eigenschaften stehen Roscoff-Zwiebeln bei Kennern hoch im Kurs. Auch eine simple Zwiebel kann also besser sein als andere und darf deshalb auch teurer sein. Gutes Handwerk hat seinen Preis.
Wer diese Zwiebeln kennt, der will sie wieder, denn Roscoff-Zwiebeln besitzen einen unvergleichlich süßlich-milden Geschmack. Ihre knackig zarte Struktur und ihr zart pikanter Geschmack machen sie schon roh zum Hochgenuss. Gekocht oder gebraten aber entfalten sie eine Aromenfülle, die ihresgleichen sucht und den Unterschied frustrierend deutlich schmeckbar macht. Leider sind die Zwiebeln aus Roscoff rar. 56 Erzeuger produzieren auf ca. 65 ha Fläche nur rund 1300 Tonnen Zwiebeln.
Spannend übrigens ist auch die Historie dieser Zwiebel. Im 19. Jahrhundert erschlossen sich die Bauern aus Roscoff das gegenüberliegende England als Absatzmarkt. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad machten sie sich auf den Weg durch England, Schottland und Wales, um ihre Zwiebeln von Stadt zu Stadt wandernd zu verkaufen. Oft waren sie so monatelang unterwegs. Zwiebeln fanden sich zu jener Zeit in Ermangelung anderer Vitaminquellen "in diesem Land in jeder Soße". Noch wusste man nicht um die Wirkung der Vitamine, aber man wusste wohl aus Erfahrung oder man spürte es, dass sie gesund waren. Diese Händler, die ab dem Jahr 1828 unterwegs waren, wurden von den Engländern "Johnnies" genannt, es waren vermutlich an die 1200 Bauern, die so Jahr für Jahr ihr Gemüse aus Roscoff in England verkauften. Ihnen zu Ehren findet heute jeden Sommer in Roscoff nach der Ernte das Fest der rosa Zwiebel statt, La fête de l´oignon rosé.