Kochbuch-Tipp: “Le grand bordel”
Das Kochbuch „Le grand bordel“ ist so spannend anzusehen wie ein unaufgeräumtes Atelier: Sinnliche südfranzösische Rezepte, üppige Stillleben, detailverliebte Fotografien und unerhörte Geschichten über Picasso, Dior, die Mafia und den grauen Elbstrand.
Das Kochbuch „Le grand bordel“ ist so spannend anzusehen wie ein unaufgeräumtes Atelier: Sinnliche südfranzösische Rezepte, üppige Stillleben, detailverliebte Fotografien und unerhörte Geschichten über Picasso, Dior, die Mafia und den grauen Elbstrand.
Dieses Kochbuch ist poetisch, opulent und surreal. Eine ganz eigene Welt zwischen zwei Buchdeckeln. Wenn man es aufschlägt, spürt man den Sog der Geschichten und die Anmut der Fotografien – man beginnt zu träumen: Der Leineneinband fühlt sich schön an, in goldener Schrift ist der Titel „Le grand bordel“, das große Durcheinander, eingeprägt. Dann stellen sich im Vorwort die Autoren vor, die Betreiber der Brasserie La Provence in Hamburg Ottensen. Auch ihre Gäste und Freunde in Norddeutschland und Frankreich sind sozusagen "Co-Autoren", denn an den Tischen der Brasserie werden zu später Stunde und nach einigen Flaschen eines Côtes de Provence die schönsten Geschichten erzählt.
Ihnen ist die erste Hälfte des Buchs gewidmet. Skurrile Geschichten von Protagonisten, die Meister des Genusses sind: Man findet sich in Picassos Atelier wieder, entdeckt einen rohen Fisch zwischen Dior-Roben und wird Augenzeuge, wie Mafiosis speisen. „Nehmen Sie aber bitte bloß nicht an, dass alles, was hier erzählt wird, passiert sei“, heißt es im Vorwort. Doch das, was man sich vorstellt und das, was man träumt – ist das nicht ebenfalls wahr? Fotograf Gerd George hat aus den wunderbaren Geschichten großartige, üppige Fotografien gemacht – Fotos, in denen man das Essen im großen Durcheinander erst finden muss.
„Le grand bordel“ ist eine Hommage an die französische Küche, die verträumt und doch nicht abgehoben ist. Kein Haute Cuisine-Tam Tam, sondern die Liebe zur einfachen, klassischen provenzalischen Sonnenküche. Der zweite Teil des Buchs ist den Rezepten gewidmet. Hier werden „Confierte Gewürzkirschen mit Roquefort“ und „Kaninchenkeule mit leichter Thymian-Senf-Sauce“ serviert. Ein Highlight: Die „Muscheln in brennenden Piniennadeln“. Außerdem wird verraten, wie ein echt gutes „Croque-Monsieur“ gelingt. Bon! Das soll´s gewesen sein. „Le grand bordel“ ist deshalb so wunderbar, weil man darin die Schönheit des Durcheinander erkennt. Ist es nicht das, worauf es im Leben und beim Kochen ankommt?
Le grand bordel
232 Seiten mit 120 Fotos, Leineneinband
Becker Joest Volk Verlag
Preis: 37,- €
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